Cherry G80-3000 Tastatur

Muss eine Tastatur gut aussehen? Braucht sie Multimedia Bedienfelder? Ergonomisch geformte Tastenfelder? Programmierbare Sondertasten? Muss ein Keyboard viel kosten?
Meine Antwort: „Kommt ganz darauf an!“

Wichtigstes Kriterium für die Auswahl eine Tastatur (wie bei einem Computer übrigens auch) ist deren Einsatzzweck! Schreibe ich viel? Habe ich besondere Vorlieben für einen bestimmten Tastenmechanismus? Möchte ich das Keyboard zum Spielen benutzen? Zum Steuern eines Wohnzimmer PCs? Lege ich Wert auf Optik, oder soll sie hinter den Zweck der Tastatur zurücktreten?

Die von mir vorgestellte G80-3000 ist nicht schön. Sie ist nicht „trendy“. Sie sieht aus, als hätte sie die Zeit seit den 1980’ern in einer Kapsel überdauert oder wäre beim Händler liegen geblieben. In der hintersten Schublade des Lagers. Nein, einen Schreibtisch kann man mit ihr wahrlich nicht schmücken. Statt edlem Holz oder schickem Klavierlack bietet sie nur schnödes Plastik in drei verschiedenen Grautönen.
Leise ist sie auch nicht. Weiß Gott nicht. Sie knallt die Buchstaben mit dem Charme eines Sturmgewehrs in den Computer. Also nichts für Großraumbüros oder gar Callcenter.
Multimedia Bedienfelder? Laut/Leise Regler? Alles Fehlanzeige.

Und das ist Gut so…

Die G80-3000 will nämlich gar nicht gefallen. Sie braucht keinen Multimedia Schnickschnack. Und warum sollte sie leise sein? Muss ein Lamborghini denn leise sein? Braucht er ein Radio, oder sind seine extremen Linien für jedermanns Auge gefällig?
Wie ein Lamborghini eine reinrassige Rennmaschine ist, wird auch die Cherry G80-3000 auf einen einzigen Zweck hin optimiert; existiert sie einzig und allein für diese eine Mission: Sie vertilgt Mengentext!
Sie wird Dich in ihrem langen Leben auf Deinem Schreibtisch begleiten und buchstäblich Milliarden von Anschlägen fressen. Wo andere schon längst klemmen und aufgeben – die ‚Cherry‘ wird es richten. Selbst nach Stunden an der Textverarbeitung fällt das Schreiben auf und mit ihr nicht schwer. Sie lechzt nach mehr Text, giert nach immer neuen Anschlägen. Und diese nimmt sie mit einer Leichtigkeit an, die einen in Ehrfurcht erschauern lässt.
In den mittlerweile 20 Jahren, in denen ich PCs benutze, habe ich schon zig Tastaturen besessen. Natürlich auch die schicken, schönen und richtig teuren. Mit Display, beleuchtet, mit allen möglichen Sondertasten. In allen Farben, die der Regenbogen her gibt. Und doch bin ich immer wieder zu meiner über 10 Jahre alten Cherry zurückgekehrt.

Das erinnert ein wenig an die Liebe diverser Revolutionsgarden zur AK-47, der Kalaschnikow. Nicht schön, aber praktisch. Keine Extras, dafür zuverlässig und robust. Nicht kaputt zu kriegen.
Die Robustheit und Zuverlässigkeit der Cherry über viele Jahre hinweg und ihre präzise Leichtgängigkeit haben mich letztendlich überzeugt. Man muss sie erlebt, mal einen Tag lang auf ihr geschrieben haben, um zu verstehen, warum ich dem Keyboard hier einen quasi legendären Status zuspreche. Warum ich mit keiner anderen Tastatur so glücklich geworden bin. Und warum ich immer und immer wieder zu meiner G80-3000 zurückgekehrt bin.

Im Gegensatz zu ihrer kleinen Schwester, der G81-3000, hat die 80er Baureihe von Cherry sogenannte „MX-Schalter“ spendiert bekommen, die mit Goldkontakten ausgeführt sind, nicht korrodieren und zuverlässig schalten.
Es gibt sie in drei Varianten, mit linearem Anschlag, einem Soft-Druckpunkt und einem Klick-Druckpunkt. Persönlich habe ich die „Klick“-Variante nicht gerne. Liegt daran, dass ich mit meiner eigenen Vier-Finger-Such-Methode schreibe. Da fühlt sich der „Klick“ nicht so angenehm an. Die Soft-Druckpunkt Variante hatte ich einige Jahre im Einsatz, bin dann aber letztendlich bei der linearen Variante gelandet und hängen geblieben. Welche Version man vor sich liegen hat, erkennt man auf dem rückseitig angebrachten Typenschild:

G80-3000LPCDE-0 | lineare Betätigung *
G80-3000LQCDE-0 | Soft-Druckpunkt *
G80-3000LSCDE-0 | Klick-Druckpunkt *

„L“ steht für Laserbeschriftung. Die Buchstaben und Symbole werden mit einem Laserstrahl in die Tasten eingebrannt. Das garantiert, dass die Beschriftung quasi ewig hält, während man bei einer herkömmlich „bedruckten“ Tastatur die Schrift mit dem Fingernagel nach einiger Zeit schon mal runter bekommt.
„P“ / „Q“ / „S“ gibt wie oben beschrieben die Variante des Anschlags an.
„C“ für den Stecker – hier bei allen Modellen USB mit Adapter auf PS/2.
„DE“ gibt eine deutsche Tastenbelegung mit Umlauten und im „QWERTZ“ Layout an.
„-0“ ist die Farbvariante. ‚0‘ bedeutet Grau. ‚2‘ (schwarz) kann ich nicht empfehlen…

Kann man mit der G80-3000 zocken?
Oh ja! Und wie man kann… Die Cherry sollte man als Computerspieler unbedingt mal probieren, bevor man eine spezielle Gaming-Tastatur für mindestens den doppelten Preis kauft.
Gerade im harten Gamer-Betrieb braucht man eine robuste Tastatur, der nicht gleich die Tasten rausfliegen, wenn man sie etwas gröber anfasst. Man braucht eine präzise Tastatur, die exakt in dem Moment schaltet, in dem man die Taste betätigt, und vor allem nicht klemmt, wenn man in der Hektik mal leicht schräg auf eine Taste kommt! Alle diese Merkmale erfüllt die G80-3000 mit Bravour. Und ihre Lautstärke ist beim Computerspielen mit Kopfhörer auch nicht schlimm. Ich empfinde ihr akustisches Feedback beim Zocken sogar als sehr angenehm ;)

Aber leider hat das Keyboard auch eine Schwäche:
Die fehlenden programmierbaren Zusatztasten, die beispielsweise ein Logitech G15 oder G19 mitbringen. Da kann man aber mit dem Kauf z.B. eines Logitech G13 Abhilfe schaffen.

Fassen wir also kurz zusammen:

Pro:

  • MX-Schalter mit Goldkontakten für langlebige, robuste und zuverlässige Tastenbetätigung
  • Drei verschiedene Anschlagmodi, die man allerdings vor dem Kauf ausprobieren sollte, um sich für den jeweils bevorzugten zu entscheiden.
  • Perfektes Schreibgefühl. Das muss man erlebt haben!
  • Für die gebotene Qualität und Haltbarkeit mit ~55 Euro sicher nicht überteuert

Kontra:

  • Keine programmierbaren Tasten – nur über Zusatztastatur realisierbar
  • Sehr laut beim Tippen
  • optisch nicht unbedingt ansprechend

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4 Kommentare

  1. Volle Zustimmung! Nenne auch eine seit vielen Jahren mein eigen. Und ich kann das nur bestätigen, super haltbares Produkt für Viel- und Schnellschreiber. :-)

  2. Du hast recht, die klackt beim tippen wie in den tiefsten 80ern – Oldschool pur. Aber sie funktioniert, gemacht für die Ewigkeit. Alle paar Monate drehe ich die Tastatur um und klopfe einen kleinen Berg Zigarettenasche da raus und weiter gehts. Wirklich gemacht für die Ewigkeit. Auch wenn andere grinsen wenn sie diese altmodische Tastatur bei mir sehen, sollen sie lachen. Und wie du schon richtig schreibst, beim alten AK-47 auch, man(n) zog es durch Dreck, durch Wasser, sprang damit aus Flugzeugen und benutzte es im Notfall im Nahampf als Schlagstock, sie versagte nie, sie schloss immer, egal wie dreckig sie war. Halt auch gemacht für die Ewigkeit. Man könnte fast meinen ne AK und ne Cherry kommen vom selben Hersteller..

  3. Kann ich nur voll zustimmen, beste Tastatur aller Zeiten, zumindest im Vergleich zu den G81 und G83, oder anderen Billig-Tastaturen ist die G80 spürbar angenehmer zum schnell Tippen.

    Schörkel und Zusatztasten macht man mit Software-Makros oder sonstwas wenn man es braucht, nicht mit Hardware/Tastatur.

    Danke auch für die Erklärung der Codes, ich wusste was „G80“, „3000“, „L“ und „DE“ bedeuten aber nicht „P/Q/S“, „C“ und die „-0“ am Ende.

    Ich fürchte Cherry wird bald aufhören die zu bauen, deshalb will ich mir ein paar als Reserve kaufen. Natürlich gehen die nicht von selbst kaputt, aber ein vollen Glas Wasser draufschütten halten sie dann doch nicht aus, ist mir schon zwei mal passiert :)

  4. Meine 10 Jahre (oder mehr) alte G83 ist gerade den Weg alles irdischen gegangen. Da war die Produkt-Code Erklärung von Cherry sehr, sehr hilfreich einen geeigneten Nachfolger zu finden. Vielen Dank!!

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